Da steht man als Hundemensch da. Neugierig. Aufgeregt. Was wird jetzt wohl passieren? Während der Partner Hund – ebenfalls keinen Plan von nichts – eben mehr oder minder ruhig abwartet.
Der Anfang in die Welt des Trailens
Mein Hund wird zum Entdecker und ich bin völlig ahnungslos 🙂
Die Entscheidung war gefallen. Meine Hunde, ein alter tauber Springer Spaniel und ein ungehobelter Jungspund, ebenfalls ein Springer Spaniel, sollten etwas tun, was ihnen im Blut liegt, nämlich suchen. Ich dachte mir, dass es genau das Richtige sein könnte für die Buben. Vor allem, weil ich im Vorfeld so einiges von der K-9 Gruppe aus Grevenbroich gesehen hatte.
Das wollten wir auch.
Es begann mit meinem Entdecker-Trail
Da stand ich mit meinem Hund – wie gesagt – völlig planlos am vereinbarten Ort. Michi, die Stützpunktleiterin, war auf einmal verschwunden und Marion, meine Trainerin, wies mich an, meinen Youngster, den Dave, ganz in Ruhe aus dem Auto zu holen. In Ruhe – das Stichwort. Ich war aufgeregt und mein Hundi wollte nun auch endlich raus aus der Kiste. Da war nicht viel mit Ruhe und Gelassenheit. Irgendwie schaffte ich es, das Geschirr anzulegen und die Leine daran zu befestigen.
Da kam schon die erste Instruktion. Bitte befestige die Leine zunächst am Halsband und schnalle erst um, wenn wir beginnen. Das ist ein gängiges Ritual. Jep – Ritual … das werde ich nie vergessen, denn auch ich liebe Rituale.
Dave und ich warteten auf der uns angewiesenen Stelle bis es hieß: Dann kommt mal mit. Kurze Zeit später kam dann die Anweisung: Jetzt schnalle die Leine ins Geschirr. Siehst Du dieses Tuch, was da liegt? Zeige ihm das.
Meine Gemütslage – etwas irritiert
Meine Gedanken machten wirklich kleine Sprünge. Der Hund wusste doch gar nicht, was er tun sollte. Wieso sollte er denn jetzt wissen, dass der Geruch, der von dem Tuch ausging, der war, den er suchen sollte? Meine Frage an Marion: Du weißt schon, dass der noch nie im Leben getrailt hat, ja?
Ein Lächeln kam zurück und ein knappes „Ja“.
Die Arbeit beginnt im Kopf…
Während ich noch mit meinen Zweifeln kämpfte, arbeitete es in Daves Kopf derweil schon arg. Schüffel hier – schüffel da, Bein heben, rechts gucken, links gucken. Von Marion kam nur: Warte ab – habe Geduld. Der macht das schon. Der ist jetzt auf Entdeckertour. Lass ihn…
Und irgendwann ging der Hundebub recht zielstrebig ein Stück weit in eine Richtung, um dann wieder zu gucken, zu schnüffeln, Beinchen zu heben, zu denken – so sah es jedenfalls aus. Und dann ein kleiner Bogen um eine Hauswand und siehe da:
Dave hatte seinen ersten Menschen gefunden!
Es gab – etwas zu Schlecken, ein Gemisch aus Joghurt und Leberwurst. Dieses Goodie wurde von Michi, die sich für uns versteckt hatte, verabreicht. Klaro, dass Dave somit auch die Versteckperson mit der Zeit lieben lernen würde.
Ich war schon sprachlos. Ohne dass irgend jemand meinem Hund gezeigt hat, was er denn nun tun sollte, hat er für sich schon beim ersten Trail selbstständig seine eigenen Grundlagen gelegt. Hammer!
Am Anfang ist der der Trail super kurz. Dennoch hat Dave mit dem Kopf schwer gearbeitet. Die paar Meterchen hatten es in sich, also durfte er nun ins Auto und eine Weile Pause machen.
Später bekam er noch einen Entdecker-Trail gelegt, den er sich auf die gleiche Art und Weise erarbeitete.
Was war ich stolz auf meinen Hund! So ein schlauer Bube!
Wie ging es mir als Mensch dabei?
Ich glaube, das was für mich bereits bei dieser aller ersten Traileinheit klar wurde: Hier geht es um etwas, was Du als Mensch lediglich theoretisch irgendwann verstehen kannst. Du wirst niemals, never ever, nur ansatzweise nachempfinden können, was Dein Hund da tut und warum er genau das tut. Das wir wohl immer sein Geheimnis sein, sein Wissen, was er nie wirklich mit mir teilen wird. Ich werde ihm vertrauen müssen.
Die 2. Erkenntnis war: Es geht nichts über ruhige Trainer, die darüber hinwegsehen können, wenn der Mensch am anderen Ende der Leine zweifelbeladen ist und sich vom Kopf gar nicht so frei machen kann, wie es idealerweise sein sollte. Ein Hoch auf das Trainerteam. (Muss hier gesagt werden.)
3. Erkenntnis: Es wird wohl ziemlich lange dauern, bis ich begreife, was wann, wie und warum passiert. Natürlich löcherte ich Marion im Nachgang und war sicherlich zunächst nicht zufrieden, dass ich auf meine Fragen Antworten bekam, die ich dennoch nicht verstand und eigentlich noch mehr Fragen aufwarfen … Geduld ist hier das Zauberwort. Geduld.
Ach ja – das mit der Geduld … ob ich das jemals wirklich hinbekomme? Gut, dass die K-9-Trainertruppe mit solchen Typen, wie beispielsweise ich es bin, umgehen kann. Hut ab.
P.S.
Das, was ich hier exemplarisch mit Dave geschildert habe ist 1:1 genauso mit meinem Senior gelaufen. Er ging ein wenig vorsichtiger an die Sache dran, dachte mehr und zeigte am Anfang weniger Aktion. Aber dennoch hat auch er seine erste Trails genauso alleine gemeistert und sich genauso, wie der Dave, seine Grundlage gelegt. Nun liegt es – heute noch – an mir, dass ich meinen Hunden folgen kann. Die Grundlagen, die sie besitzen, habe ich noch lange nicht. Aber das ist der Reiz und es funktioniert.
Ach ja – und ich glaube auch, dass Trail-Ausbilder nicht nur Geduld und Wissen transportieren sondern sie müssen tatsächlich auch eine Dolmetscherfunktion übernehmen. Zumindest am Anfang. Die kleinsten Anzeichen, die vom Hund kommen, die man als Lerndender überhaupt nicht wahrnimmt, die werden sofort für den Trailanfänger übersetzt. In der Hoffnung, dass man es irgendwann auch selber erkennt … GEDULD 😉